Project Description
Blindenstock der Zukunft.
Weltweit leben 217 Millionen Menschen mit einer ausgeprägten Seheinschränkung (Sehvermögen bis maximal 5%) und 36 Millionen blinde Menschen (Erhebung aus dem Jahr 2018 [1]). Beide Personengruppen sind primär auf assistive Systeme wie dem Blindenstock/Blindenhund angewiesen.
Stand der Technik
Der erste Blindenstock wurde 1930 durch Guilly d’Herbemont in Paris vorgestellt. Seitdem hat es bei der Entwicklung der Funktionsweise und dem Design von Blindenstöcken wenig Innovationen gegeben. Der Blindenstock oder auch Langstock genannt, soll es einem Menschen mit Sehbehinderung ermöglichen, sich durch unterschiedliche Pendeltechniken selbstständig und effektiv in seiner bekannten wie unbekannten Umgebung zu orientieren.
Wie sieht der Blindenstock der Zukunft aus?
Um die Lösung dieser Frage zu finden, hat BIRNE7 ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt im Innovationslabor des MAD Lehrstuhls der FAU Erlangen-Nürnberg gestartet. Im Rahmen des Wintersemesters 18/19 entwickelte eine Studentengruppe ein Assistenzsystem, die Blinde zusätzlich zu dem Blindenstock nehmen können, um Hindernisse vor allem in Brust- als auch Kopfhöhe detektieren und umgehen zu können.
Die Idee
Die Idee dahinter: Durch Ultraschallsensoren werden Objekte wie Schilder, Fahrräder und andere Barrieren, die im Weg stehen, erkannt. Ein Signal wird an mehreren Vibrationsmotoren gesendet. Die in einem Rucksack eingebauten Vibrationsmotoren warnen durch Vibration verschiedener Frequenz und Stärke den Betroffenen vor Hindernisse in unmittelbarer Nähe.
Der am Department Informatik angesiedelte Lehrstuhl für maschinelles Lernen und Datenanalytik der FAU betreibt anwendungsorientierte Forschung in den Bereichen Wearable Computing, biomechanische Modellierung und Simulation, Human Computer Interaction und maschinelles Lernen. Zudem ist am Lehrstuhl das Innovationslabor für Wearable und Ubiquitous Computing angesiedelt. In diesem Labor entwickeln Studierende in Gruppenarbeit in Kooperation mit Unternehmen innovative Prototypen im Bereich Digitalisierung.
Projektstatus
Unser studentisches Team hat bereits einen ersten Prototypen entwickelt und getestet. Damit die Nachhaltigkeit gewährleistet ist, wird der Prototyp in den nächsten Monaten von Menschen mit einer Sehbehinderung validiert. Ebenfalls sind wir auf der Suche nach Studenten, die das Produkt weiterentwickeln wollen.
“In unserer Fahrrad-Stadt Erlangen gibt es sehr viele Fahrradständer. Diese stellen für blinde Menschen ein hohes Risiko dar.”
Vision: Das Allround-Assistenzsystem für den Blindenstock
Weitere Integrationen können eine Anbindung von bereits auf dem Markt erhältliche Audiosystemen wie Knochenleitkopfhörer beinhalten, welche dem Nutzer ein Audio-Feedback geben soll, wenn sich Gegenstände beispielsweise in Armlängenabstand befinden, aber gleichzeitig nicht den Gehörsinn beeinträchtigen sollen. Darüber hinaus können dem Nutzer durch die Integration eines Kamerasystems und mithilfe von Objekterkennungsalgorithmen detaillierte Informationen über seine Umgebung übermittelt werden, wodurch das System vor allem auch im häuslichen Umfeld einen sehr großen Nutzen generieren kann.
[1] Bourne RRA, Flaxman SR, Braithwaite T, Cicinelli MV, Das A, Jonas JB, et al.; Vision Loss Expert Group. Magnitude, temporal trends, and projections of the global prevalence of blindness and distance and near vision impairment: a systematic review and meta-analysis. Lancet Glob Health. 2017 Sep;5(9):e888–97.
INNOVATION FÜR INKLUSION.
Lass uns gemeinsam an einer barrierefreien & inklusiven Gesellschaft arbeiten!